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Laszlo Tarnoi
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Die meisten Ungern sprechen teutsch [...] Ihr Sommer und Wintertheater, ihre Lektüre und selbst ihre Buchhandlungen sind fast ausschließend teutsch so steht es im Bericht von E. M. Arndt über seine Ungarnreise im August 1798. So wenig bekannt dies heute noch ist, waren die Städte des Knigreichs in jener Zeit tatsächlich grßtenteils deutschsprachig mit einem regen und blühenden deutschsprachigen kulturellen und literarischen Leben. Man las weit und breit deutsche Gedichte, Erzählungen, Briefe, Zeitschriften und Dramen. Liest man sie heute, so wird man überrascht, dass man in diesen der gleichen Verbundenheit mit dem ungarischen Vaterland begegnet wie in den bekannten ungarischen Werken jener Zeit. Nur die Sprache trennte sie voneinander. Die deutschsprachigen Ungarn gedachten in ihren Werken nicht anders als ihre ungarischen Landsleute der ruhmreichen Geschichte der Magyaren mit dem landnehmenden Árpád, vor allem aber dem christlichen Geist Stephans I. und der weltoffenen Kultur des Knigs Matthias. Christlich aufgeklärte Ansichten prägten ihre Ungarn verbundene Gegenwartskritik, und diese vertraten sie auch bei der jeweiligen Konstituierung von reformistischen Utopien sowie bei allen aktuellen wirtschaftlichen und kulturellen Zukunftserwartungen. Dank ihrer ungarischen Identität und ihrer deutschen Muttersprache vermittelten sie dabei stets europäische Wertvorstellungen am Schnittpunkt zweier nationaler Kulturen.
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Schnittpunkte band 2 : studien zur germanistik und hungarologie
Laszlo Tarnoi
- Editions L'Harmattan
- 7 Février 2023
- 9782140239939
Vorliegender Band bietet einen Einblick in die ,Werkstatt` eines Germanisten und Hungarologen. Er enthält diverse Studientexte zu Forschungsprojekten und von wissenschaftlichen Kolloquien sowie Universitätsvorlesungen und sonstigen Vorträgen mit Themenschwerpunkten aus der deutschen und ungarischen Lyrik vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Das Untersuchungsinteresse dabei galt vor allem epochalen Wandlungen der lyrischen Welterlebnisse: In dem Sinne thematisieren diese Texte u. a. Innovationen der angehenden Barocklyrik, Eigenheiten der synchronen Blüte des vielfältigen poetischen Angebotes in der Goethezeit und darüber hinaus aber auch Parallelen und gegenseitig fruchtbare Beziehungen in der Entwicklung der deutschen und ungarischen Dichtung bis zur nahen Vergangenheit. Hierbei kommt dem Problemkomplex Nachdichtung (dieses Mal auch als Kulturtransfer in Forschung und Lehre) wiederholt eine besondere Bedeutung zu. Der deutsch-ungarischen Thematik nicht widersprechend widmet sich der Autor dem Gedenken des Begründers der Auslandshungarologie, dem 1926 in Berlin verstorbenen Prof. Robert Gragger und seinem OEuvre. Zur Schärfung der Konturen der literaturhistorischen ,Schnittpunkte` hat in diesem Band auch die simultane (germanistische und hungarologische) Sicht des Verfassers beigetragen.